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Montag, 26. März 2012

Über die Geduld - Gedanken zu Hebräer 10; 3


Geduld zu haben, ist nur wenig beliebt; sie zu fordern, macht einem nicht viele Freunde. Sie scheint einfach nicht mehr in unsere schnelllebige Zeit zu passen. Man verbindet mir ihr endloses Warten-müssen und sonstige Unannehmlichkeiten. Das Wort "Geduld" kommt von "dulden", das heißt soviel wie "etwas aushalten", etwas "ertragen müssen". Geduld bezeichnet also eine gewisse Ausdauer, Beharrlichkeit, die Bereitschaft, bestimmte Dinge auf sich zu nehmen - sie zu erdulden -, und auch den festen Willen, ein gesetztes Ziel allen Widrigkeiten zum Trotz erreichen zu wollen. Geduld ist sicher kein tatenloses "Aussitzen", kein Abwarten und einfach alles laufen lassen, sondern sie ist vielmehr ihrem Wesen nach ein mehr aktiver als passiver Vorgang. Geduld ist das Erkennen und Bewerten gegebener Realitäten und das daraus resultierende Handeln und Inkaufnehmen von Unangenehmem. Geduld erfordert Vertrauen und Kraft; sie ist eine christliche Tugend und Auswirkung der Liebe. Es ist immer eine Herausforderung, geduldig zu sein und zu bleiben. Die Länge der Zeit, in welcher uns Geduld abgefordert ist, bewirkt in der konkreten Situation einen zunehmenden Aufwand an Kraft und Ausdauer. Somit kann man in Analogie zum Sport sagen, dass unsere Kraft und Ausdauer (der Seele, des Glaubens, im Christsein) - hier also unsere Geduld - durch die abgeforderte Belastung zunehmen und gestärkt werden. Belastungen - oder wie Paulus sagt: Bedrängnisse - fördern, stärken und bilden unsere Geduld und erweitern unseren Erfahrungsschatz (vgl. Römer 5; 3.4). Geduld haben (zu müssen) mag manchmal lästig sein, aber es bringt uns voran. Darum sagt der Verfasser der Epistel an die Hebräer, wir hätten die Geduld nötig, denn sie befähige uns, Gottes Willen zu tun und Verheißenes in Empfang zu nehmen (vgl. Hebräer 10; 36). Wenn etwas "nötig, notwendig" ist, dann hilft es per definitionem "Not abzuwenden", bezeichnet also ein Bedürfnis, ein zwingendes Erfordernis. Und dazu kommt noch, dass Geduld nichts Kurzfristiges - keine "Sekundensache" - ist, sondern eben immer mit einer gewissen "Länge der Zeit" in Verbindung steht, gleichwohl aber ein elementarer Bestandteil des christlichen Lebens ist, ja sein muss. Geduld haben heißt, unter allen Umständen an Gott festzuhalten, ganz egal, was auch immer kommen und passieren mag (vgl. Ijob 1; 21 und 2; 10), und "auf alle Fälle" bei Ihm zu bleiben, weil wir die Gewissheit haben, dass Er uns hält, leitet, tröstet und annimmt (vgl. Psalm 73; 23 - 25). Manchmal brauchen wir Geduld, um auch die Zulassungen Gottes, die ja nicht seinem ursprünglichen Willen entstammen, aushalten zu können. Wir brauchen manchmal sehr viel Kraft im gegenseitigen Miteinander, damit uns über den Schwächen und Fehlern des jeweils Anderen nicht der "Geduldsfaden" reisst, damit wir nicht zu einem vorschnellen Urteilen und Verdammen hingerissen werden. Gerade unsere Bereitschaft zum gegenseitigen Verzeihen und Vergeben fordert ein hohes Maß an Geduld gegeneinander (vgl. Matthäus 18; 21.22).

Dabei ist die Geduld zu allererst ein göttliche Tugend - ER hat Geduld mit uns (vgl. 2. Petrus 3; 9)! Der Herr erduldet unsere Untreue und bleibt uns doch treu. Gott erduldet unsere Sünde und vergibt sie uns gnädig. Er erduldet unsere Lieblosigkeit und liebt uns dennoch über die Maßen. Alles nimmt Er hin, nimmt es auf sich, duldet und erduldet es, weil Ihn die Liebe zu uns dazu treibt. Und Geduld Gottes ist unsere Rettung (vgl. 2. Petrus 3; 15), weil sie uns in ihrer Langmut und Liebe nicht im Tode lassen will.

Und doch haben wir nicht nur Gottes Geduld nötig, sondern auch wir sollen unsererseits Geduld aufbringen. Das ist nicht immer einfach, aber Gott sieht auch unseren "Bedarf" und stärkt uns darin. Weil Geduld aber Kraft erfordert, will Er uns durch sein Wort stärken. Geduld beweist Stärke, aber wir sind schwach. Doch unsere Schwäche kann sich getrost der Kraft Gottes überlassen, dann wirkt seine Macht und Herrlichkeit in all unserer Schwäche (vgl. 2. Korinther 12; 9). Das tut Er jedoch nicht immer dann und nicht immer so, wie wir uns das vorstellen; auch da brauchen wir Geduld.

Wie wird Geduld nun gestärkt? Im Nachsinnen über Gottes Treue und die Größe und Tragweite des Opfers Jesu erfahren wir eine Stärkung unserer Geduld, da sich darin unser Blick über die momentane Situation hinaus auf Gott hin weitet. Das Nahesein des Allerhöchsten in Wort und Sakrament, im persönlichen Gotterleben, stärkt unser Durchhaltevermögen, unsere Beharrlichkeit, unsere Fähigkeit zum Dulden, also eben unsere Geduld. Das Sich-versenken in die Eucharistie, in die Feier des Heiligen Abendmahles, stärkt unsere Geduld, weil wir darinnen Gottes Liebe und Geduld erkennen, und in der Gemeinschaft mit dem Sohn seine Liebe zu uns, sein Eintreten für uns, seine verheißene, tägliche Nähe erkennen und erleben dürfen. Das Wissen und die wahrhafte Erkenntnis des Wertes der Wiederkunft Christi als des heimholenden Sohnes Gottes, stärkt und festigt unsere Geduld, weil wir erkennen, dass diese ein Ziel - ein absolut lohnendes Ziel - hat. Auch die Nachfolge (lat.: imitatio) kann die Geduld stärken, weil wir durch sie im Wesen Jesu wachsen und zunehmen, wir reifen darin durch Gottes Gnade ins Göttliche hinein; die Nachfolge heiligt uns. Wenn uns Christus alles - wirklich ALLES - ist, so wird Geduld kein Problem werden, sein oder bleiben. Die Liebe zum Gottessohn, zum Heiland unserer Seele, zum Erlöser aus Schuld und Sünde, zum Bräutigam der Seele (vgl. Offenbarung 19; 7 und 22; 17), wird durch ihre Kraft und Glut unsere Geduld immer neu "befeuern". Gebet, also die Kommunikation mit Gott, das Suchen seiner Nähe und Gegenwart, stärkt uns in der Geduld, weil wir im Beten auch Hörende sind und seinen Zuspruch erfahren. Die Gemeinschaft der Kinder Gottes, also derer, die vom Heiligen Geist angetrieben sind (vgl. Römer 8; 14), stärkt ebenfalls die Geduld, weil wir darin einander helfen, unsere Lasten und Leiden zu bewältigen (vgl. Galater 6; 2). Wenn wir also Geduld haben, sowohl die Geduld Gottes als auch die eigene, dann ist es möglich, dass wir Gottes Willen erkennen und erfüllen, dann ist es möglich, der Verheißungen teilhaftig zu werden (vgl. Hebräer 10; 36).

Was ist nun der Wille Gottes? Zunächst einmal besteht der Wille Gottes, wie es Paulus in seiner Epistel ausdrückt, in unserer Heiligung (vgl. 1. Thessalonicher 4; 3), an welcher wir geduldig und nachhaltig arbeiten sollen. Auch will Gott allen Menschen - ohne jede Ausnahme (hier ist also keine Trennung nach Konfession, Religion, Rasse, Stand oder Herkunft genannt) - Hilfe und Erkenntnis der Wahrheit vermitteln (vgl. 1. Timotheus 2; 4); das erfordert auch unseren Einsatz und unsere Geduld. Gott will uns auch ewig bei sich haben; es erfordert Liebe, Kraft und Geduld, damit wir dem - mit der Hilfe freier, göttlicher Gnade - gerecht werden können. Das gläubige und herzliche Sich-versenken in den Gotteswillen mit aller Liebe und Demut, das in unserer Nachfolge und Geduld seinen Ausdruck findet, garantiert uns den Empfang dessen, was uns verheißen ist.

Was ist uns denn verheißen? Gott verheißt uns ewige Gemeinschaft; wir sollen als Miterben Christi teilhaben an seinem Reich, an der Herrschaft Gottes in gegenseitigem Dienst der Liebe. Uns ist ewiger, durch nichts zu trübender Friede der Seele verheißen, ewige Liebe mit all ihrer Seligkeit. Gott sagt uns durch Jesus Christus das ewige Leben zu; keine endlose Fortsetzung des zeitlichen Lebens ins Unendliche, sondern ein Sein bei, in und durch Gott, das eine neue, unendlich höhere Qualität haben und den jetzigen Gesetzen von Zeit, Raum und Kausalität nicht mehr unterworfen sind wird. Es ist ein ewiges Sein aus Gott, das uns in göttliche Dimensionen führt, und uns erleben lässt, dass Er - Gott, der Herr - uns alles in allem sein wird (vgl. 1. Korinther 15; 28). Ich denke, das ist es wert, sich mehr und mehr in der Geduld zu üben, denn die sich daraus ergebenden Perspektiven sind grandios.

© urs-leo

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