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Samstag, 10. März 2012

Freiheit und Liebe


"Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt; sondern durch Liebe diene einer dem andern."   Galater 5; 13


Wir sind zur Freiheit berufen, was nicht bedeutet, dass unsere Freiheit bereits eine endgültige wäre. Wir sind also zu einer "endgültigen Freiheit" berufen, oder wie Paulus es andernorts ausdrückt, auf Hoffnung hin gerettet (vgl. Römer 8; 24). Wir müssen diese von Christus erkämpfte und uns geschenkte Freiheit nützen, müssen im Sinne dieser Freiheit, im Sinne des uns Befreienden, leben. Wir dürfen diese Freiheit nicht missdeuten, um sie nicht wieder zu verlieren. Freiheit ist auf der Welt ein kostbares (und durchaus seltenes) Gut; wer sie genossen hat, möchte sie niemals wieder hergeben. Unsere Freiheit in Christo ist die Befreiung von Sünde und Tod. Man merkt oft einige Zeit nicht, dass man im Begriff ist, sie wieder zu verlieren, oder dass man sie bereits wieder verspielt hat. Wir müssen der Liebe und Barmherzigkeit Gottes, welche uns diese Freiheit garantieren, würdig leben, damit wir  ewiger Freiheit teilhaftig werden. Das bedeutet, wie Paulus es hier schreibt, dass wir uns in den Dienst dieser Freiheit stellen müssen, in den Dienst Gottes und Christi treten sollen, um am göttlichen Werk dieser Freiheit mitzuwirken. Nun sollten wir vielleicht einen Augenblick darüber nachdenken, wie sich dieser Freiheitsbegriff für uns definiert.

Freiheit bedeutet zunächst einmal, dass ich tun und lassen kann, was immer ich will. Aber diese Auffassung von Freiheit entbehrt der Dauerhaftigkeit, weil sie früher oder später in Bindungen - also in erneute Unfreiheit - verstrickt. Freiheit aus der Gnade Gottes ist nicht "Freiheit zur Sünde", sondern eben "Freiheit von der Sünde". Damit ergibt sich, dass ich im Sinne wahrer christlicher Freiheit eben nicht tun und lassen kann, was ich möchte. Aber es bedeutet wunderbarerweise, dass ich als "von Christus zur Freiheit Befreiter" (vgl. Galater 5; 1) auf Basis dieser Befreiung nicht mehr tun muss, was ich nicht tun möchte und auch nicht tun sollte. Freiheit heißt schon im ganz gewöhnlichen Leben nicht Bindungs- und Hemmungslosigkeit; das halten wir zurecht für eine Pervertierung des Freiheitsgedankens. Freiheit ist eine Verpflichtung und Verantwortung, und damit geht mit wirklicher Freiheit immer eine neue, wenn auch freiwillig eingegangene, Bindung einher. Freiheit in Christo bindet die Seele an Gott und seinen Willen. Und weil das ein Wille ist, der allen Menschen wirklich helfen will, der alle zu wahrer Gotteserkenntnis führen möchte (vgl. 1. Timotheus 2; 4), ist diese Bindung ein "Verbundenwerden in Liebe". Wer liebt, geht frohen und offenen Herzens eine Bindung ein; und dem Liebenden kann diese Bindung kaum tief genug sein. Das Wort sagt ausserdem, dass es sich um eine Berufung handelt. Da ist man also auf- und angerufen, in einen Dienst, in eine Verantwortung, in eine besondere Stellung zu treten. Das ist schon etwas anderes als der bekannte Werbeslogan "Die Freiheit nehm' ich mir!" Das ist nicht die Freiheit in Christo, sondern dann handelt es sich um "Freiheiten", die man sich "herausnimmt". Hier zeigt schon die Wortwahl, dass es sich um alles andere als "sicheres Terrain" handelt. Wer den Freiheitsbegriff so ganz eng als Selbstbestimmung und/oder Selbstverwirklichung definiert, geht am Freiheitsbegriff Christi vollkommen vorbei. Dieser ist einengend-egoistisch auf das Selbst fokussiert, während jener - weit und liebevoll dienstbereit - auch und gerade den Nächsten mit ins Auge fasst. Gar zu viele verwechseln eben "Freiheiten" mit wahrer Freiheit. Freiheiten binden die Seele an die Ergebnisse ihrer selbst; Freiheit in Christo bindet an Gott und den Nächsten. Freiheit kann nur gewähren, wer Macht hat. Also kann auch nur Christus wahre Freiheit gewähren, weil IHM alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben wurde (vgl. Matthäus 23; 18). Jede andere Art von (scheinbarer und lediglich temporärer) Freiheit wird von Mächten gewährt, die eigentlich nur die möglichst feste Bindung dessen im Sinne haben, dem sie diese vermeintliche Freiheit anbieten. Und nur Jesus Christus allein kann Freiheit von Sünde und Tod schenken, weil Er eben "alle Gewalt" innehat, weil Er Sünde und Tod besiegt und überwunden hat. Christus hat die Macht, mit allen Gebundenheiten unserer Seele fertig zu werden. Diese Macht hat niemand sonst. Ein vielleicht banales und hinkendes Beispiel: Ich kann jemanden aus einem Gefängnis herausholen, also "befreien". Aber er ist danach nicht frei, sondern lediglich als Entflohener auf der Flucht. Ein Gnadenakt - zum Beispiel des Staatsoberhauptes - aber macht ihn wieder zu einem "freien Menschen". Ich könnte ihm also nur Scheinfreiheit bieten; ich würde seine "momentane Situation" lediglich im Sinne des Aufenthaltsortes verändern. Der Betreffende bliebe ein Gefangener, eben ein flüchtiger, auch wenn er selbst sich dieser Freiheitsillusion ganz begeistert hingäbe. Im Bezug auf die Freiheit der Seele ist die Sachlage kein bisschen anders.


Paulus warnt davor, die verliehene Freiheit zu missbrauchen, sie im verkehrten Sinne zu nutzen, in dem man "dem Fleisch Raum gibt". Mit dem Wort "Fleisch" (griech.: SARX) ist bei Paulus stets "der ganze Mensch" gemeint, also nicht nur der Körper. Aber dieses Wort bezeichnet eben auch eine niedrigere Stufe der Existenz gegenüber von "PSYCHE", oder gar gegenüber von "PNEUMA", dem "Leben im Geiste". Fleisch ist für Paulus eine Existenz im rein Menschlichen, Irdischen, Vergänglichen, Ungöttlichen, dem Tode Geweihten. Und darum warnt er so eindringlich davor, dem allem Raum zu geben, und damit die geschenkte Freiheit leichtfertig zu verspielen. Wo das "SARX" Raum erhält, nutzt es diesen, um "neue Bindungen" zu schaffen; Gebundenheiten, die nicht aus der Liebe Christi kommen. Der Apostel nennt aber das Kriterium, das dem "PNEUMA" den notwendigen Raum gewährt. Es ist die Liebe, das ureigenste Wesen des allvermögenden Gottes, das die Gemeinschaft mit IHM, dem Allewigen, garantiert (vgl. 1. Johannes 4; 16). Diese Liebe stellt sich gerne in den Dienst am Nächsten, weil sie erkennt, dass Gott, dass Christus eben diesen Nächsten mit genauso inniger und herzlicher Liebe ansieht, wie das bei einem selbst der Fall ist. Und diese Liebe Gottes kann (wenn wir sie lassen) unser gesamtes Wesen "umkrempeln", sie bringt uns dazu, ihr Wesen anzunehmen, uns ihr anzugleichen, wie sie zu handeln. Handeln aus göttlicher Liebe heraus ist also Handeln aus Freiheit. Christliche Freiheit hat nicht allein das eigene Freisein im Sinne, sondern vielmehr die Freiheit vieler, wenn möglich aller. Der in Christus Befreite stellt sich als ein "Knecht" (wie es Christus selbst auch war) in den Dienst seines Befreiers. Er wird aus Liebe zum Diener des Befreienden, zum "Sklaven Christi". Als solchen hat sich Paulus oft bezeichnet. Die "Sklaven Christi" sind zur wahren Freiheit, zum Dienst der Liebe, zum ewigen Leben berufen. Der "Sklave der Sünde" ist zur höchsten Unfreiheit - zum Tode - verdammt. Die Freiheit in Christo gibt dem Wirken des Geistes Gottes Raum, um  mitzuhelfen, auch andere zur Freiheit zu befreien, um letztlich alle Bindungen der Seele, die nicht aus der Liebe resultieren, aufzuheben. Ein Ruf Gottes in eine Verantwortung, die unfassbar Großes mit sich bringt; ein Ruf, dem zu folgen sich lohnt - und zwar ewig.


© urs-leo