"Das Entscheidende für den Christen ist nicht, dass er die Güter der Welt aufgibt, sondern dass er sich an sie nicht hingibt, nicht weggibt, dass er sich nicht an sie verliert: weder an den Sexus noch an den Reichtum, noch an die Macht. Sich hingeben, sich weggeben, sich verlieren kann der Christ nur an Gott, für den er sich grundsätzlich und radikal im Glauben entschieden hat. Gott allein ist absolut, alles andere ist relativ. Das Entscheidende für den Christen ist also nicht, dass er die Welt und ihre Güter verlässt, sondern dass er ihnen nicht verfällt, positiv gesagt: dass er sich die großartige Freiheit des Christen gegenüber der Welt bewahrt, die sich in der inneren Distanz zu den Dingen dieser Welt offenbart. Nicht der äusserlich-räumliche, sondern der innerlich-personale Abstand ist ausschlaggebend."
von Hans Küng (* 1928), katholischer Theologe
aus: Vertrauen, das trägt (ISBN 978-3-451-05373-3)