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Freitag, 21. September 2012

Über das Beten


Wer bloß in der Not betet, und sonst Gott einen "guten Mann" sein lässt, ist im Endeffekt auf alle Fälle selbst der Betrogene. Bei all unserem Beten gilt eine Voraussetzung: dass wir es dabei mit unserem Vater zu tun haben, und dass wir seine geliebten Kinder sind. Ohne diese Voraussetzung hätte alles keinen Sinn. Und weil Christus uns den Vater zeigt, weil dieser Vater in ihm an unsere Seite getreten und da ist, darum ist er auch stets bei unserem Beten dabei, darum bitten wir "in seinem Namen". Es gilt dabei, den feinen Unterschied zwischen "Bitten" und "Wünschen" zu bedenken. Es gibt wohl vergebliche Wünsche, es gibt aber keinesfalls vergebliche Bitten. Als Beter wollen wir zunächst einmal und vor allem anderen das Angesicht Gottes suchen, weil wir wissen: Das eben ist das Wichtigste beim Beten, dass wir damit bei Gott "ankommen", und dass wir die Verheißung haben, dann auch angenommen und gehört zu werden. Gott selbst ist es ja, der mich ermächtigt, so vor ihn hinzutreten, und ich darf mich auf meinen Bruder Jesus Christus berufen, der mir die Hände faltet und der mit mir vor den Vater tritt. Der Vater lässt mich auf keinen Fall sitzen. Vielleicht habe ich Gott um etwas ganz Törichtes gebeten. Aber wie tröstlich, wie schön ist es nun gerade, dass ich auch um solche törichten Dinge bitten darf, dass ich so reden kann, "wie mir der Schnabel gewachsen ist", und dass ich nicht in gestelzten Worten daherreden muss wie ein frühreifes, altkluges Kind. Ich kann übrigens auch gar nicht "gescheit" mit meinem himmlischen Vater reden. Das hat einen sehr tiefen Grund. Um sozusagen "legitime" Bitten vorbringen zu können, die vor Gottes Augen bestehen könnten, müsste ich im Stande sein, dem Herrn der Geschichte in die Karten zu schauen, und etwas von jener Weisheit besitzen, die ihn die Ereignisse steuern lässt. Nur dann könnte ich, wenn man so will, "korrekt" beten und meine Bitten mit dem Willen Gottes konform werden lassen. Doch das verlangt Gott gar nicht von mir. Weil ich nun weiß, wie unreif dieses mein Bitten und wie unerfüllbar es darum für den ist, der viel besser als ich selbst meine wirkliche Notdurft kennt, darum soll ich am Schluss dann auch einen dicken Strich unter mein Bittgesuch machen und sagen: "Aber nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!" Diese "Ergebung in Gottes Willen" wird aber dann geradezu gottlästerlich, wenn wir uns damit vom eigenen Nachdenken und Handeln dispensieren wollen und statt dessen sagen: Wir haben als Menschen keine Verantwortung - Gott wird die Sache "schon schaukeln". Das wäre gerade deshalb gottlästerlich, weil es so fromm klingt. Was ich nämlich Gott als "wichtig" in meinem Gebet vortrage, kann mir selbst ja nicht gut gleichgültig sein. Wenn ich Gottes Engagement erbitte, muss ich mich auch selber engagieren. So ist Beten immer zugleich eine Einweisung in ganz hartes Nachdenken und verantwortliches Handeln. Aber seinen Willen über den unseren zu stellen vermögen wir doch auch, indem wir damit zum Ausdruck bringen: "Nun mache DU aus meinem dummen Gebet das, was Deinem Ratschluss frommt. Ich musste ja mit Dir reden, Herr, wenn auch töricht, weil ich Dich liebhabe und nicht schweigen kann, seitdem Du mein Herz gewonnen hast. Ich danke Dir, dass ich mit meinen Nöten und Vorschlägen zu Dir kommen darf, und dass Du sogar erwartest, mein Herz von mir ausgeschüttet zu bekommen. Doch nun verwandle das, was ich töricht bat, in das, was mir und meinem Nächsten zum Besten dient und was Du alleine kennst." Das Größte ist, dass wir durch die Zwiesprache mit unserem Vater in seine Nähe kommen, dass wir seinen Frieden inmitten aller Unruhe schmecken und einen Halt gewinnen gegenüber allem, was uns bedrängt und uns zu Boden werfen möchte. Wenn uns Gott ein Gebet gelingen lässt und sein Angesicht dann über uns leuchtet, haben wir manchmal beim "Amen" schon die Wünsche vergessen, die uns ursprünglich ins Gebet getrieben haben. Sie sind auf einmal unwesentlich geworden, weil es uns überwältigt, zu wissen, dass uns auf jeden Fall das widerfahren wird, was uns zum Besten dienen muss. So kommt es nicht darauf an, ob uns eine Unglück trifft oder nicht, sondern ob wir den Ort der Zuflucht kennen, den Raum unter dem Schatten seiner Flügel (vgl. Psalm 57, 2).

aus dem Buch "Und wenn Gott wäre ..."  
von Helmut Thielicke (1908 - 1986), evangelischer Theologe und Autor,
erschienen im Quell Verlag Stuttgart (ISBN 3-7918-2006-0) 

Ich halte die Gedanken Thielickes über das Beten für sehr wesentlich und empfehle die Bücher dieses tiefgläubigen und aufrechten Christen mit Nachdruck zur erbauenden und weiterführenden Lektüre.

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