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Samstag, 28. Januar 2012

Wahre Sündenerkenntnis


"Sich nicht für klug halten, sich herunterhalten zu den Niedrigen, heißt ohne Phrase und in aller Nüchternheit: sich selbst für den größten Sünder halten. Das erregt den ganzen Widerspruch des natürlichen Menschen, aber auch den des selbstbewussten Christen. Es klingt wie eine Übertreibung, wie eine Unwahrhaftigkeit. Und doch hat Paulus von sich selbst gesagt, dass er der vornehmste, d. h. der größte Sünder sei (vgl. 1. Tim. 1, 15). Es kann keine echte Sündenerkenntnis geben, die mich nicht in diese Tiefe hinabführte. Erscheint mir meine Sünde noch irgendwie im Vergleich zu Sünden anderer geringer, weniger verwerflich, dann erkenne ich überhaupt noch nicht meine Sünde. Meine Sünde ist notwendig die allergrößte, die allerschwerste und verwerflichste. Für die Sünden der anderen findet ja die brüderliche Liebe so viele Entschuldigungen, nur für meine Sünde gibt es gar keine Entschuldigung. Darum ist sie die schwerste.

Bis in diese Tiefe der Demut muss hinab, wer dem Bruder in der Gemeinschaft dienen will. Wie könnte ich auch dem in ungeheuchelter Demut dienen, dessen Sünde mir ganz ernsthaft schwerer erschiene als meine eigene. Muss ich mich nicht über ihn erheben, darf ich denn für ihn noch Hoffnung haben? Es wäre geheuchelter Dienst.

'Glaube nicht, dass Du einen Schritt weit gekommen bist im Werke der Heiligung, wenn Du es nicht tief fühlst, dass Du geringer bist als alle andern.' (Thomas a Kempis)"

von Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945)
aus: Gemeinsames Leben

Wie schön macht Dietrich Bonhoeffer hier klar, dass es sich nicht um eine kranke oder vorgetäuschte Selbstzerfleischung handelt oder handeln darf, sondern um eine klarsichtige und wahrhaftige Selbsterkenntnis, die dem wahren Christen ein innerstes Bedürfnis ist, weil sie es ermöglicht, daraufhin voll und ganz sich in Jesu Hand zu begeben, völlig auf seine Gnade zu hoffen, auf seine Hilfe zu bauen, sich IHM ganz und gar anzuvertrauen. Und weil mich das Erkennen der Größe und Unüberwindbarkeit meiner Sünde, wenn sie denn nicht von Christus für mich getilgt würde, meine Verworfenheit in den Tod hinein erkennen lässt, veranlasst sie mich, noch mehr und inniger nach Gnade und Vergebung zu trachten. Das bedeutet aber, dass ich mich auf mein eigenes Denken, Reden und Tun fokussiere, wodurch mir klar wird, dass ich gegenüber meinen Schwestern und Brüdern nicht den geringsten Vorteil und Vorzug habe. Es stellt mein Verhältnis zum Nächsten auf eine realistische Basis. Er/Sie ist Sünder, und ich bin Sünder; gemeinsam sind wir dem Tode darin verfallen. Und nur Christus und sein Opfer können uns retten. Das reizt an, auch Schwester und Bruder im Geiste der Versöhnung und Liebe, also im Sinne Jesu Christi zu begegnen. Und so handeln wir nach den Worten Pauli, dass wir einer den andern höher als sich selbst achten sollen, auf das sehen mögen, was dem andern dient. Er nennt als Schlüssel dazu die Demut und lehrt, nichts aus Eigennutz und eitler Ehre zu tun, sondern untereinander gesinnt zu sein, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht (vgl. Philipper 2, 3 - 5). Das Erkennen der eigenen Sünde führt zum Bekennen dieser Sünde vor Gott, zum demütigen Bitten um Gnade und zur Achtung vor Bruder und Schwester. So können wir einander wahrhaft dienen mit allen Gaben, die uns geschenkt und anvertraut sind (Vgl. 1. Petrus 4, 10). Und so bewahrheitet sich das Sprichwort: Selbsterkenntnis ist der erste Weg zu Besserung! Deshalb soll mein Bekenntnis Gott gegenüber und meine Bitte an Ihn heute wieder lauten:

"HERR, ich habe gesündigt vor Dir und an meinen Nächsten; ich habe Böses getan und Gutes unterlassen durch meine große Schuld. Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund. HERR, lass mich inniger lieben, tiefgehender verzeihen, freudiger dienen. Das bitte ich durch Jesus Christus, meinen Herrn."


© urs-leo