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Samstag, 5. Juni 2010

Das Fleisch und das Blut des Herrn - Gedanken zum Fest Corpus Christi

Der Sohn Gottes stellt in diesem Wort zwei Dinge einander gegenüber: Geist und Fleisch. Vom Geist sagt er, dass dieser lebendig mache, also (wahres) Leben bewirke; demgegenüber sei das Fleisch einfach nur unnütz. Diese Aussage schien nun gegenüber seinen vorherigen Worten in eklatantem Widerspruch zu stehen. Die Zuhörer und viele seiner Jünger verstanden nun gar nichts mehr; er mutete ihnen Enormes zu.

Christus sagte es den Menschen auf den Kopf zu, dass sie nicht nur wegen seiner Lehre und um der Wunder willen, die er wirkte, zu ihm kamen, sondern auch, weil sie bei ihm in dem großartigen Speisungswunder (vgl. Joh. 6; 1 - 14) dem natürlichen Leibe nach satt geworden waren (vgl. Joh. 6; 26). Er sagte das nicht böse, aber er war illusionslos. (Auch heute noch ist ein Magen, der gesättigt sein will, eine große Motivation, dieses oder jenes zu tun) Deshalb riet der Herr, dass sie sich Speise schaffen sollten, die ewig bleibe (vgl. Joh. 6; 27). Und er stellte sich ihnen als diese Speise vor mit den Worten: "Ich bin das Brot des Lebens, das vom Himmel gekommen ist!" (vgl. Joh. 6; 48.51) Gleichzeitig gab er die Zusicherung, dass dieses Brot ihnen das (ewige) Leben sichern würde (vgl. Joh. 6; 50). Doch dann sprach er einen Satz aus, an dem sich die Zuhörer stießen und rieben; damit kamen sie so überhaupt nicht klar. Er mutete ihnen die Aussage zu: "Amen, amen, ich sage Euch: Wenn Ihr nicht das Fleisch des Menschensohns esst [wörtlich: kaut] und sein Blut trinkt, so habt Ihr kein Leben in Euch!" (vgl. Joh. 6; 53) Ja, er ging noch weiter und behauptete gar, sein Fleisch sei die (einzig) wahre Speise und sein Blut sei der (einzig) wahre Trank (vgl. Joh. 6; 55). Das war starker Tobak, das fanden die Menschen abstoßend und ekelhaft, das konnten sie nicht anhören (vgl. Joh. 6; 60). Und deshalb stellte er klar, dass man fein zu unterscheiden habe zwischen dem Leben wirkenden Geist und dem unnützen Fleisch. Und dennoch löste er den (scheinbaren) Widerspruch nicht auf. Aber er gab einen klaren Aufweis, unter welcher Perspektive sich dieser Widerspruch lösen lasse.

Viele sahen in Jesus den Christus, den Gesalbten Gottes, den Erlöser und Messiaskönig, von dem sie erwarteten, dass er Not und Hunger ein für alle Mal beseitigte, die römische Besatzung aus dem Land trieb und das erhoffte großisraelitische Reich, die Herrschaft über alle Heiden, in die Realität treten ließe. Und hier deutete er ihnen nun an, dass aus dieser Sicht sein Fleisch eben (in den Augen Gottes) unnütz sei. Wo aber der Geist lebendig mache, wo also die geistliche Dimension be- und ergriffen würde, da könne der Genuss seines Fleisches und Blutes, zu wahrem, zu ewigem Leben führen. Er transzendierte also die Vorstellungen der Menschen damaliger Zeit in unerhörter Weise. Und da gilt uns die Frage, inwieweit auch unsere Vorstellungen von Christus, von christlichem Leben, von Gott, Erlösung und Ewigkeit auch nur eine Perspektive des unnützen Fleisches sind, und ob, und wenn ja, wo unser Denken (und das sich daraus ergebende Handeln) durch den Geist mit Leben erfüllt ist. Dabei ist klar, dass den Worten „Geist“ und „Fleisch“ weit mehr Bedeutungen innewohnen, als sich auf den ersten Blick zeigt. Geist ist eben mehr, viel mehr, als unser bloßes Denken, Sinnen, Imaginieren, mehr als reine Geistigkeit und Vorstellungskraft, sondern die höchst reale Kraft und Lebendigkeit Gottes. Und damit wird zugleich klar und offensichtlich, dass „Fleisch und Blut“ als solches, als irdische, vergängliche, eben verwesliche Substanz in diesem göttlichen Sinne wahrhaft zu nichts nütze sein kann. Hier stellt sich wieder die Frage an uns, ob wir dem Natürlichen und Vergänglichen, dem Irdischen, mehr Bedeutung und Wichtigkeit zumessen, als ihm aus der Sicht Gottes (in welcher es als „unnütz“ gebrandmarkt ist) zukommt. Aber es wird gleichzeitig die andere Frage virulent, ob wir entsprechend dem Geistigen, Ewigen, Unvergänglichen eben genau jene Bedeutung beimessen, die ihm aus göttlicher Perspektive bei zulegen ist. Wie sind unsere Vorstellungen von Erlösung, von der Wichtigkeit des Opfers Christi, von der lebensschaffenden Wirkung des Fleisches und Blutes Christi? Sind wir in unserer Haltung dazu auf der „Lebensebene“ des Geistes, oder verharren wir doch (vielleicht gar unbewusst) auf dem Niveau des „unnützen Fleisches“? Da sollten wir uns unter Gottes Wort und Wirken stets aufs Neue einer eingehenden Prüfung unterziehen, um gegebenenfalls eine Kurskorrektur vornehmen zu können! Christus will uns vor einer verkehrten, falsch verstandenen Geistigkeit ebenso bewahren, wie vor einer materialistisch-vergänglichen Sicht der Dinge, die uns das ewige Leben letztlich vor enthielte. Er sagt so wunderbar klar, dass das A und O, das elementar Wichtige in unserem Leben und Sein als Christen, die Gemeinschaft mit IHM in seinem Fleisch und in seinem Blut, die Teilhabe an IHM im Heiligen Abendmahl sei und bleibe. Er drückt es in Worten aus, die eine Gemeinschaft ausdrücken, wie sie enger nicht sein kann: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“ (vgl. Joh. 6; 56) In diesen Worten und in dieser Gemeinschaft im Heiligen Abendmahl liegt auch notwendig so unendlich viel Liebe – zu Gott und zum Nächsten – und Versöhnung verborgen, dass darin also die Quintessenz unseres ganzen Christseins enthalten ist.

Das Fest „Corpus Christi“ [dt.: Fronleichnam] soll uns dazu anregen, uns die tief greifende, Leben schaffende und ewigkeitswirksame Bedeutung der Feier des Heiligen Abendmahles noch intensiver vor Augen zu halten. Wir sollten darüber nachdenken, meditieren und uns in dies „Fleisch und Blut Jesu“ geistig hinein versenken, um immer klarer zu erkennen, wie eminent wichtig der würdige Genuss dieses Heiligen Sakramentes ist. Das bewahrt uns vor einem oberflächlichen Umgang damit, es verhindert, dass die Abendmahlsfeier zu einer christlichen Routine degeneriert. Möge Gott uns davor schützen, dass wir „gewohnheitsmäßig“, unreflektiert, also ohne groß nachzudenken, eben „weil es so Brauch ist“, zum Tisch des Herrn treten, und damit in Gefahr kämen, dass sein Fleisch für uns zu etwas völlig Unnützem würde.


Abendmahlslied


1. Du Lebensbrot, Herr Jesus Christ,
mag Dich ein Sünder haben,
der nach dem Himmel hungrig ist
und sich an Dir will laben?
So bitt´ ich Dich demütiglich,
Du wollest recht bereiten mich,
dass ich des würdig werde.

2. Auf grüner Aue wollest Du,
Herr, diesen Tag mich leiten,
den frischen Wassern führen zu,
den Tisch für mich bereiten.
Ich bin zwar sündig, matt und krank,
doch lass mich Deinen Gnadentrank
aus Deinem Kelche schmecken!

3. Du heilig süßes Himmelsbrot!
Ich will mich Deiner freuen
und in der Wüste meiner Not
nach Dir nur kindlich schreien.
Dein Unschuldskleid bedecke mich,
auf dass ich möge würdiglich
an Deiner Tafel sitzen!



von Johann Rist (1607 - 1667)

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